Neues vom PR-Sport

Ausschnitt BILD-Anzeige Holofernes

Bild: BILD (alle Rechte vorbehalten)

Die BILD-Zeitung hat sich in den vergangenen zwei Wochen als Reibungspunkt gezeigt, wie schon lange nicht mehr. In Sachen Guttenberg war das Blatt klar auf Seiten des Abschreibers. Das mag statt an einer konservativen Ideologie vielleicht auch nur an der teuren Bundeswehr-Anzeigenkampagne gelegen haben, mit der das Verteidigungsministerium den Springer-Verlag segnet.

Der SPIEGEL fand es jedenfalls an der Zeit, der BILD eine Titelstory zu widmen: „Bild – die Brandstifter“ prangt es von der aktuellen Titelseite. Übrigens mit einem vom Künstler Gürsoy Dogtas geklauten Motiv, ohne Fußnote.

Die Musikerin Judith Holofernes (Wir sind Helden) hat sich auch in bester Kreuzberger Manier mit der BILD auseinandergesetzt.Eine Anfrage, ob sie für die aktuelle Werbekampagne „Ihre Meinung zu BILD“ ein „kritisches“ Statement über die Zeitung abgeben möchte (moralisch unverdächtig, weil mit 10.000€-Spende an arme Kinder abgegolten), beschied Holofernes mit einer reflektierten aber engagierten Ablehnung, in der sie die Mechanismen der Kampagne klug auseinandernimmt. Konfrontation! Die Website der Band brach unter der Aufmerksamkeit für diese Replik zusammen – dem Verkauf des Ende Januar erschienenen neuen Album wird es helfen.

BILD, bzw. die zuständige Werbeagentur Jung von Matt hatte Spaß an dieser Kampfansage und tat das naheliegende: Der lange Offene Brief wurde als Statement aufgenommen und in der Kampagne gedruckt. Um noch eins drauf zu setzen: ganzseitig in der taz. Konfrontation!

In der daraufhin ausgelösten Debatte über Käuflichkeit und das Problem der Werbefinanzierung durfte sich auch BILD-Chefredakteur Diekmann zu Wort melden, schließlich ist er offiziell „Genosse“ und damit Unterstützer der taz (wie sportlich!). „Dann legt halt zusammen und schafft die Werbung ab“ ist in etwa seine Antwort. Die taz erlaubte sich wiederum einen Scherz und druckte eine gefälschte BILD-Anzeige, in der Guttenberg seine fiktive Meinung zu dem Blatt kund tut: „Wenigstens selbst geschrieben“.

Ein spannender Schlagabtausch, in der alle Gesten mal ausprobiert werden dürfen: Empörung, Ironie, Ehrlichkeit, Kalkül, Arroganz. Alles kann und muss umgedeutet werden. Und oben drüber steht irgendwie der Konsens, dass das alles ein Spiel ist – zu dem man am besten eine gute Miene macht.

Willkommen in der PR-Gesellschaft.

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